Gestern war ich im Jobcenter (ehem. ARGE). Ich hatte vor zwei Wochen per email um einen Termin gebeten, um meine Bewerbungskosten für die letzten 12 Kalendermonate einzureichen.
Ich hatte, nachdem ich 2007/2008 ein halbes Jahr arbeitsunfähig erkrankt war und ein anschließendes amtsärztliches Gutachten meine 1994 festgestellten gesundheitlichen Einschränkungen nicht nur bestätigt, sondern sogar übertroffen hatte, aufgrund einer Zuweisung der ARGE als Friedhofsgärtner diese Eurojob-Stelle in der Ganztagsbetreuung der Beschäftigungsgesellschaft dieser Stadt angenommen. Nach einem halben Jahr wurde nochmal um ein halbes Jahr verlängert - mir machte der Job Spaß und mein Arbeitgeber war auch zufrieden. Ausserdem wurde mir gesagt, je länger ich das machen würde, umso größer wären meine Chancen auf eine Festanstellung in diesem Bereich. Als man mir nach einem Jahr Eurojob-Tätigkeit dann anbot, nochmals für ein weiteres Jahr im Rahmen einer §16e-Maßnahme zu verlängern, sagte man mir sogar, dies wäre mein Strohhalm, denn mit dem Zeugnis dieser Beschäftigungsgesellschaft würde ich dann auf jeden Fall eine Stelle finden.
Nach Abschluss dieser Tätigkeit wurde meine Berufsbezeichnung durch meine ARGE-Vermittlerin in "Erzieher" umgeändert. Gleichzeitig wurde ich, da ich ja im Verlaufe der Eurojob-Tätigkeit schwerbehindert wurde, der Schwerbehinderten-Abteilung der ARGE zugeteilt. Hier hatte ich nun seit September 2010 eine Vermittlerin, die dann Bewerbungen in diesem Bereich von mir verlangte. Nachdem ich ein halbes Jahr lang Absagen erhalten hatte, weil die Arbeitsstätten in diesem Bereich ausschließlich Menschen einstellen können, die eine staatlich anerkannte Erzieher-Ausbildung vorweisen können, sprach ich meine Vermittlerin auf den Sinn meiner Bewerbungsaktionen an. "Tja, was wollen wir dann machen?" kommt dann immer zurück. Eine Ausbildung in diesem Bereich käme für mich aufgrund des Lebensalters nicht mehr in Betracht.Ich solle es halt weiter versuchen. Mit meiner Einstellung, dass ich halt Geld vom Staat dafür bekomme, dass ich Bewerbungen schreibe, konnte sie sehr gut leben. Dass mich persönlich dieses "gegen-Windmühlen-rennen" quälen könnte, stand nicht zur Debatte.
Also hatte ich mich ein Jahr lang beworben und wollte nun meine Bewerbungskosten einreichen. Ich hatte mich schon gewundert, dass sich meine Vermittlerin nicht, wie im Mai verabredet worden war, im August bei mir gerührt hatte. Auf meine email hin bekam ich also zu gestern um 11 Uhr eine Einladung, wieder einmal von einer anderen Vermittlerin (jetzt hatte ich ja gerade herausgefunden, worauf meine Vermittlerin Wert legt, sie etwas kennen gelernt, schon ist sie wieder weg - das geht jetzt seit mehr als einem Jahrzehnt so). Und jede neue Vermittlerin testet dich von Grund auf neu durch - also immer wieder Leiter rauf um runter zu fallen, Leiter rauf, um runter zu fallen.....
Um 10.45 Uhr klopfte ich also gestern an die Türe dieser neuen Vermittlerin, um Bescheid zu sagen, dass ich da bin. Ich solle gleich reinkommen, war die Antwort. Sie stand weder auf und stellte sich mir als meine neue Vermittlerin vor (dieses Fünkchen Anstand und Respekt gegenüber dem Mitmenschen hatte zumindest bisher noch jede/r Vermittler/in, den/die ich seit 1994 kennen gelernt hatte, besessen). Ein Platz wurde mir nicht angeboten, sondern noch während ich im Stehen meine Unterlagen aus dem Rucksack holte, fragte sie mich nach Ergebnissen. Ich berichtete ihr von dem Vorstellungsgespräch, welches ich Ende August hatte, jedoch keinerlei Rückmeldung bekam, von anderen Stellen, die sich auf jeden Fall wieder bei mir melden wollten, dies aber nicht getan haben - und auch von den Absagen wegen fehlender Erzieher-Ausbildung.
Hier hakte sie sofort ein, indem sie mir bekundete, dass sie diese Bewerbungen für völlig sinnlos hält und nicht wisse, ob sie mir die anerkennen kann. Ich rollte ihr nochmal kurz wie oben geschildert die Geschichte der letzten drei Jahre auf und fragte sie, warum man mich dann drei Jahre auf diesem Zug fahren lässt. Eine Antwort blieb sie mir schuldig, statt dessen schlug sie mir vor, einen Eurojob zu machen. Ich sagte ihr, dass ich persönlich nicht gerade scharf bin auf einen weiteren Eurojob, der mich eh nicht weiter bringt, dass ich es halt machen würde, wenn sie mich dazu zwingt. Daraufhin schlug sie mir eine einjährige sog. Qualifizierungsmaßnahme im Bereich der Bürokommunikation vor - extra für Schwerbehinderte. (Anm. d. Verf.: So wäre ich dann wieder für ein Jahr aus der Statistik verschwunden - und um nichts anderes geht es beim Fördern und Fordern.) Ich berichtete ihr von meinen Erfahrungen in den Maßnahmen der letzten 17 Jahre, dass ich nämlich meistens den Dozenten im EDV-Unterricht helfen musste, aber für mich persönlich letztendlich nichts dabei herauskam. Natürlich würde ich das jedoch unter Zwang machen.
Also zwang sie mich. Ich hätte jetzt seit einem Jahr nichts mehr gemacht, also müsse ich eines von beiden machen. Ich entschied mich unter Zwang für den Eurojob.
Nun las sie mir ein paar Schulen vor, welche Schulhelfer suchen (von der Stellenbeschreibung sind das scheinbar Hausmeistergehilfenstellen). Da wäre eine gleich bei mir um die Ecke. Tatsächlich gibt es bei mir um die Ecke eine Hauptschule mit dem Namen, den sie mir sagte. Ich willigte ein, sie druckte die Zuweisung aus, gab sie mir und telefonierte mit der Beschäftigungsgesellschaft, die die Stelle vergibt (Das ist dieselbe Gesellschaft, bei der ich auch schon den Betreuungsjob gemacht habe), um einen Vorstellungstermin zu vereinbaren. Während dieses Gesprächs las ich auf der Zuweisung, dass es sich um eine Schule in einem ganz anderen Bezirk handelte: ein Gymnasium mit gleichem Namen wie die Hauptschule bei mir um die Ecke, welches am anderen Ende der Stadt liegt. Ausserdem stellte sich in dem Gespräch heraus, dass diese Stelle höchstwahrscheinlich schon vergeben ist. Na ja, macht nichts, sie schreibt jetzt mal diese Schule auf die Zuweisung, alles andere könne ich dann mit der Beschäftigungsgesellschaft aushandeln. Dass es sich um eine ganz andere Schule handelt, als sie mir sagte, ist halt ein Versehen.
Ihr ging es also nur darum, mich mit möglichst wenig Arbeit wieder für längere Zeit loszuwerden. Rechte? Fehlanzeige.
So - nun musste alles noch in einer Eingliederungsvereinbarung fixiert und mir der Antrag auf ein erweitertes Führungszeugnis ausgehändigt werden, welches ich noch am selben Tag beantragen solle.
Dann endlich nach 45 Minuten wurde mein Anliegen angegangen, weswegen ich eigentlich um den Termin gebeten hatte. Sie schaute den Antrag an (ich hatte 90 Euro eingereicht, schaute kurz auf die erste Seite meiner Liste mit den 58 Bewerbungen und fragte sofort, ob da online-Bewerbungen dabei wären, die dürfe man nicht mit reinrechnen. Ich entgegnete ihr, dass die letzte Vermittlerin, welche den Antrag letztes Jahr ausgestellt hatte, mir sagte, dass es pro schriftlicher Bewerbung 5 Euro und pro email-Bewerbung einen Euro geben würde. Ja gut, ob ich das irgendwie beweisen könne (Der Stapel mit den 58 Anschreiben bzw. Absagen/Bestätigungen lag seit 45 Minuten vor mir auf dem Tisch!). Letztendlich bot ich ihr an, hinter jeder aufgelisteten Stelle mit einem Kürzel zu vermerken, ob es sich um eine schriftliche oder um eine email-Bewerbung gehandelt hat (das haben früher die VermittlerInnen selbst erledigt, zumal es auf dem Vordruck gar keine Spalte für diese Eintragungen gibt). Während ich diese Arbeit erledigte, schaute sie sich die Ausdrucke durch und gab mir dann alles mit den Worten, dass es sechs Wochen dauern werde, bis ich das Geld erhalte, zurück.
Nach 55 Minuten war dann die Vorsprache, bei der mein eigentliches Anliegen drei Minuten in Anspruch genommen hat, beendet und ich fuhr heim, um zu Mittag zu essen.
Um 14 Uhr stand ich dann beim Einwohnermeldeamt für 20 Minuten in einer Warteschlange, um das Führungszeugnis zu beantragen. Der Antrag war von meiner Vermittlerin ausgefüllt worden. Bei einem erweiterten Führungszeugnis gibt es die Versionen "für private Zwecke" und "zur Vorlage bei einer Behörde". Angekreuzt war die zweite Variante, als Behörde war die ARGE bzw. das Jobcenter angegeben, als Arbeitsort eben dieses Gymnasium, von dem ich gehört hatte, dass es dort nichts werden wird. Nun fragte mich die Beamtin des Einwohnermeldeamtes, welche Variante ich beantrage. Ich antwortete ihr, dass ich es so benötige, wie es auf dem Antrag angekreuzt ist. Ob dieser Arbeitsplatz sicher ist, wollte sie dann wissen. Ich berichtete ihr von dem Gespräch, welches ich im Jobcenter mitangehört hatte und aus welchem hervorging, dass es nicht sicher sei, dass ich an gerade dieser Schule arbeiten werde. Dann beantragt sie mir lieber ein Zeugnis für private Zwecke, denn das wird an mich gesendet. Das Zeugnis zur Vorlage bei einer Behörde würde an diese Schule gesendet werden. Es könne allerdings sein, das dieses Zeugnis für private Zwecke dann nicht anerkannt werden würde, es sei zwar auch erweitert, würde aber nicht solange zurück reichen, wie das Zeugnis zur Vorlage bei einer Behörde. (Anm. d. Verf.: Ist schon komisch - der Bürger selbst darf nicht soviel darüber erfahren, was über ihn gespeichert ist, wie z. B. eine Schule !?!?). In diesem Falle müsse ich dann halt nochmal kommen.
Verwundert darüber, dass ich wohl nun auch noch die Arbeit der Behörden erledigen muss, verließ ich das Einwohnermeldeamt in der Hoffnung, dass ich als Beweis meiner Bemühungen (die Antragsformulare, die als Nachweis bei der Behörde verbleiben sollten - steht zumindest drauf - gab man mir wieder mit) zumindest in einer Woche mein privates erweitertes Führungszeugnis bekommen werde.
Am Montag wird dieser Wahnsinn dann weitergehen. Da habe ich mein Vorstellungsgespräch bei der Beschäftigungsgesellschaft.
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